Trauma

  • Herr X kann wieder unbelastet mit dem Auto in die Arbeit fahren, was nach dem Unfall für ein halbes Jahr nicht mehr möglich war;
  • nach Jahren mit Schlafstörungen und Panikreaktionen, die sie nur mit Medikamenten halbwegs in den Griff bekommen hat, kann Frau Y wieder schlafen und fühlt sich wieder „wie sie selbst“ - die Gewalterfahrung ist nur noch als eine Erinnerung im Gedächtnis, kommt aber nicht mehr in Träumen vor und macht keine Panik mehr;
  • Frau Z gelingt es nach dem Überfall erstmals wieder ihre Arbeitsstelle ohne Panikreaktion zu betreten, die Medikamente bleiben in der Handtasche und dienen nur der emotionalen Absicherung.
Nach einer traumatherapeutischen Behandlung kann es Menschen gut gelingen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, zB das zwanghafte Vermeiden-müssen von bestimmten Orten oder Situationen zu beenden, die Medikamente, mit denen sie die Panikreaktionen bewältigt haben, abzusetzen, die Arbeitsleistung und Konzentrationsfähigkeit, die sie vor dem Belastungsereignis gewohnt waren, wieder zu erbringen.

 

Ein Trauma ist ein Ereignis, das die Bewältigungsmöglichkeiten eines Menschen in einer Art übersteigt, so dass es „mit einem Gefühl von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und zu einer dauerhaften Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses führt.“ (Fischer & Riedesser, 2003)

Das können sowohl personenbezogene Ereignisse sein wie Unfall, Vergewaltigung oder Überfall, aber auch Naturgewalten wie Überschwemmung, Erdbeben und ebenso Krieg und Vertreibung. Trauma ist also eine normale Reaktion auf eine abnormale Situation und entsteht nicht durch eine persönliche Schwäche oder Unvermögen eines Menschen, sondern es entscheidet sich vorwiegend auf einer biologisch-hirnorganischen Ebene (Amygdala), welche Situation für eine bestimmte Person überfordernd ist.

Auch wenn Erzählen, Zuhören und Trost bekommen sehr wichtige Formen sozialer Traumaaufarbeitung ist, haben wir durch Nachdenken, Uns-Zusammenreißen oder Erzählen nur zum Teil Einfluss darauf. Es können trotzdem körperliche Zustände von Angst- und Panikreaktionen, Depression, erhöhte Wachsamkeit, Wiedererleben der Situation (Intrusionen), Schlafstörungen, Vermeidungsverhalten usw. entstehen, die eine spezifische traumatherapeutische Bearbeitung brauchen.

 

Medikamente wie zB Beruhigungsmittel und Antidepressiva aber auch Suchtmittel wie Alkohol und illegale Drogen können zwar die körperlichen Symptome lindern, aber nicht das Trauma lösen, allerdings können  Folgeerscheinungen wie zB Depression, Angsterkrankung oder eine Suchtproblematik entstehen.

 

Nach einer kurzen Zeit der Beobachtung, ob jemand das belastende Ereignis, die traumatische Krise mit den eigenen Mitteln selbst gut bewältigen kann, ist zu empfehlen, sich möglichst bald Hilfe bei einem in Traumatherapie erfahrenen Therapeuten zu holen.

Die Chancen auf eine gute Bewältigung von Traumata mit traumatherapeutischen Hilfestellungen wie EMDR, Brainspotting, somatic experience (um nur einige zu nennen) stehen gut. Die Ergebnisse der Hirnforschung unterstützen die traumazentrierten Ansätze hinsichtlich langfristiger stabiler Verbesserungen.