Alkohol

Alkohol ist in unserem Kulturkreis eine Alltagsdroge, mit der viele ihre Erfahrungen im Selbstversuch gemacht und zu einer zumeist kompetenten und gesunden Umgangweise gefunden haben.

 

Allerdings sind rund 5 % der ÖsterreicherInnen alkoholabhängig, deutlich mehr Männer (8%) als Frauen (3%).

Weitere 5 % missbrauchen Alkohol, nehmen also Alkohol in einer Weise zu sich, die eine Schädigung riskiert (auf der körperlichen, der psychischen und der sozialen Ebene).

Das bedeutet, dass zumindest 10 %, das sind 850.000 ÖsterreicherInnen mit der Substanz ein Problem entwickelt haben und ihr Konsumverhalten nicht oder nur eingeschränkt kontrollieren können. Verschiedene Befragungsergebnisse legen nahe, dass sogar nur 70 % einen risikoarmen Konsum oder abstinentes Verhalten  vorweisen.

Der Umgang mit Alkohol ist also ein soziales Phänomen, das sowohl in individuellen Lebensentwürfen wie auch in Familien zu nicht unbeträchtlichen negativen Auswirkungen führt, und auch auf das Arbeitsleben wesentliche Einflüsse hat, ohne die volkswirtschaftlichen Folgekosten von alkoholbedingten Auswirkungen in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen.

 

Als medizinische Harmlosigkeitsgrenze gelten für Männer rund 24 mg, für Frauen 16 mg reinen Alkohols. Das ist umgerechnet in etwa ein täglicher Konsum von ca. 1/4 (Männer) bzw. 1/8 l (Frauen) Wein, unter Einhaltung von 2 abstinenten Tagen in der Woche. Diese Menge gilt als risikoarmer Konsum und kann sogar einen positiven medizinischen Nutzen haben.

Die medizinische Gefährdungsgrenze liegt für Männer bei rund 60 mg (rund 1 Flasche (0,7l) Wein, ca. 3 Bier) für Frauen bei 40 mg. Darüber stellt es schädigenden Gebrauch dar bzw. es liegt eine Abhängigkeitserkrankung vor.

 

Diese medizinischen Grenzziehungen dienen aber nur als Richtwerte, die sich v.a. auf die körperlichen Auswirkungen der toxischen Wirkung von Alkohol durch dauerhaften Konsum auf die Leber, Nieren, die peripheren Nerven und insbesondere das Gehirn beziehen.

 

Um eine Suchtgefährdung einschätzen zu können, ist aber insbesondere das Konsumverhalten und die Psyche in den Mittelpunkt zu rücken.

Alkohol wird erst zu einem Suchtmittel, wenn die alkoholspezifischen Wirkungsweisen einen bestimmten individuellen Zweck befriedigen und der Konsum über eine längere Dauer aufrechterhalten, sprich gewöhnt wird.

Zu Beginn des Konsums steht die persönlich als positiv erlebte erheiternde oder beruhigende, antidepressive oder angstlösende Wirkung, das spannungslösende Moment im Vordergrund.

Erst mit zunehmender Promillezahl kommt es auch zu Selbstüberschätzung, Kontrollverlust, Aggressivität, bis hin zum Rausch und zum amnestischen Syndrom, wo man sich an nichts mehr erinnern kann.

Der Kater und die Scham vervollständigen am nächsten Tag den Schaden, den man durch Verlust der Jacke mit Brieftasche, die Schlägerei mit Blessur oder den Beziehungsstreit angerichtet hat.

 

Alkohol ist - wie andere illegalisierte Drogen oder anderes süchtiges Verhalten wie zB Glücksspiel, Internet- oder Kaufsucht usw. – immer auch ein Lösungsversuch mit bestimmten Anspannungen umzugehen, wobei es nur zu einer teilweisen Entspannung kommt, die Problemsituation aber weiterhin ungelöst bleibt.

Zum Beispiel kann der Konflikt zwischen Leistungserfordernissen in der Arbeit und persönlichen Bedürfnissen oder das Problem zwischen Angst vor der Trennung und dem Bedürfnis zusammen zu sein, eine scheinbar unlösbare Situation darstellen.

Alkohol stellt durch seine beruhigende und angstlösende Wirkung ein Angebot dar, das die Sorgen scheinbar vertreiben kann, auf Dauer aber zu einem Problem wird und die eigentliche Problematik nicht löst, sondern aufrecht erhält.